Nachruf Jochen Noth

Nachruf

Jochen Noth ist am 22. April 2022 gestorben. Wie viele Freunde er hatte, erfuhren wir erst, als er diese Welt verlassen hatte. Er war jahrelang Mitglied der GDCF und brachte sich mit seiner Chinaerfahrung und Kompetenz zu Kultur, Politik und Wirtschaft Chinas in die Redaktionsarbeit der Zeitschrift „das neue China“ ein. Nicht immer waren wir einer Meinung. Doch nie wurden die Diskussionen unversöhnlich. Immer stand das gemeinsame Interesse im Vordergrund: das Verständnis für das Hier und Dort, den gemeinsamen Austausch.

Als Jochen in den Achtzigerjahren in Peking lebte, befand sich China im Aufbruch. In seiner Pekinger Wohnung hatte er einen Kreis von Künstlern, Malern und Musikern um sich versammelt, die er später nach Berlin holen sollte. 1993 öffnete im Haus der Kulturen der Welt die Ausstellung „China Avantgarde“, die erste große Ausstellung unabhängiger Gegenwartskunst in Europa – geplant und organisiert von Jochen Noth in Zusammenarbeit mit Hans van Dijk. Es war eine seiner kulturellen Aktivitäten, wirtschaftliche und gesellschaftliche sollten folgen.

Bei der Trauerfeier im Mai kamen so viele Erinnerungen zusammen, persönliche, berufliche und politische, die zeigten, wie sein ganzes Leben mit China verwoben war. Immer wieder nahm er neue Aktivitäten an. Chinas politische Umwege und Rückschritte konnten ihn nicht an seiner Verbundenheit zum Land und seinem Engagement hindern. Häufig kam er in unseren Buchladen, um sich über neue Publikationen zu China auszutauschen. Bereitwillig teilte er mit uns seine Lektüreerfahrungen. Diskutierte und kommentierte mit Begeisterung und Kompetenz. Jochen, wir werden dich vermissen.

Was bleibt ist, die Erinnerung an einen großzügigen Menschen, der das Leben liebte. Auch wenn er nicht alle seine Träume verwirklichen konnte, hatte er trotz allem mit seiner Familie und den vielen Freunden sein Glück gefunden.

Dagmar Yu-Dembski