An den Ufern des Amur – Die vergessene Welt zwischen China und Russland
Sören Urbansky
C.H.Beck (2021)
375 Seiten, 26,00 €
Der Verlag über das Buch
Am Amur stoßen auf einer Länge von knapp 2000 Kilometern China und Russland aufeinander. Sören Urbansky ist ein Jahr lang vom Baikalsee bis zum Japanischen Meer durch die abgelegene Grenzregion gereist. In seiner fesselnden Reportage vom „Schwarzen Drachen“, wie die Chinesen den riesigen Strom nennen, versteht er es meisterhaft, an unscheinbaren Begebenheiten, vorerst noch kleinen Beben und Brüchen, die großen tektonischen Verschiebungen der Supermächte abzulesen.
Wo der Norden Chinas sibirisch wird und der Südosten Russlands zunehmend chinesisch, stehen die beiden autoritären Imperien Rücken an Rücken zueinander. Bis zum Zweiten Weltkrieg kämpften hier die Sowjetunion und Japan um die Vorherrschaft. Auf der Suche nach Spuren der Geschichte ist Sören Urbansky auf eine erstaunliche chinesisch-russische Gegenwart gestoßen. In seinem wunderbar anschaulich erzählten Buch berichtet er von prosperierenden chinesischen Metropolen und erstarrten russischen Orten auf der anderen Seite des Flusses – vor wenigen Jahrzehnten war das Gefälle noch umgekehrt. Er besucht Städte wie Harbin im Nordosten Chinas, einst „Moskau des Ostens“, und Wladiwostok, das erträumte russische San Francisco, und ist zu Gast bei einfachen Menschen, die fließend Chinesisch und Russisch sprechen und ihre Soljanka mit Stäbchen schlürfen. Sein einfühlsamer Bericht kommt den Profiteuren und Verlierern der Grenze ganz nahe und erlaubt gerade dadurch ungewöhnliche Einblicke in den Zustand der beiden Großmächte und ihr spannungsvolles Verhältnis.